IKS-Blog

Typisch Spanisch – von Siesta zu Fiesta

Von Ina Steffen*

Mit leerem Magen zwischen 14 und 17 Uhr in Spanien ankommen? Schmerzlich musste ich erleben, dass das keine gute Idee ist. Gefreut habe ich mich auf ein paar leckere Tapas zu Mittag, bekommen habe ich drei hungrige Stunden, leer gefegte Straßen und ungedul­diges Warten bis die allbe­kannte Siesta endlich vorbei ist.

Leere Straßen und geschlossene Geschäfte

Was zu Beginn keine große Begeis­terung hervor­ge­rufen hat, entpuppte sich im Laufe der Zeit doch noch als angenehme Mittags­pause zum Entspannen, in der man sich Zeit für sich nehmen kann, sich erholen oder gelegentlich auch mal ein Nickerchen machen kann. Die meisten Geschäfte bleiben während­dessen geschlossen, weswegen man gezwungen wird, mal nichts zu tun. Vor allem in der andalu­si­schen Mittags­hitze bietet die Siesta jedoch Gelegenheit, sich in die vergleichs­weise kühlen Stein­häuschen zu verkriechen und sich erst wieder gegen 17 Uhr bei kühleren Tempe­ra­turen der Arbeit zu widmen. Zugege­be­ner­maßen ist es nicht einfach, sich um die Uhrzeit noch aufzu­rappeln, während die meisten Deutschen schon in den Feier­abend gehen.

Lange Nächte und erfrischende Getränke

Durch die lange Mittags­pause verschiebt sich auch der restliche Tag nach hinten und Feier­abend wird ab 20 Uhr gemacht – eine Uhrzeit, zu der ich in Deutschland schon längst zu Abend gegessen hätte. Danach wird sich ins Nacht­leben hinein­ge­stürzt. Bekanntlich haben die Spanier eine große Affinität bis weit in die Nacht hinein zusam­men­zu­sitzen und ihr kühles Getränk zu genießen. Zu meiner großen Verwun­derung durfte ich beobachten, dass nicht die klassische Sangria, sondern der Tinto de verano“ (dt. Sommer­rotwein) das belieb­teste Abend­ge­tränk der Spanier ist. Manch einer schüttelt mit Sicherheit den Kopf, wenn er erfährt, dass es sich dabei um ein Misch­ge­tränk aus Rotwein mit Zitro­nenlimo handelt – probieren sollte man es dennoch allemal.

Die berühmten kleinen Häppchen

Auffällig ist auch die typische Essens­kultur in Spanien. Richtige Gaststätten und Restau­rants findet man kaum (wenn man die Touris­ten­lokale in den Großstädten außen ­vor ­lässt). Dafür findet man Fast-Food-Läden und rustikale Tapas-Bars wie Sand am Meer. Das Besondere an den spani­schen Tapas-Bars ist, dass man oftmals nicht für die Tapas bezahlen muss. Mit besonders viel Glück darf man sich sein Gratis-Tapas zum Getränk sogar selbst aussuchen, ansonsten kriegt man diverse Köstlich­keiten von Oliven über Tortilla bis hin zu Mini-Burger oder Bagel zu seinem Getränk serviert. Nach bereits kurzer Zeit fällt auf, dass sich die spanische Küche sehr einfach und fettreich gestaltet. Auch zum Frühstück gibt es oft nur ein einfach belegtes Sandwich oder Tostadas“, also getoastete Baguettes oder Brotscheiben mit Tomaten­püree, Butter oder Marmelade im Steh-Café.

Tanzen bis die Beine schwer sind

Bewun­dernswert ist die Gelas­senheit, mit der die Spanier das Leben nehmen. Sie scheinen zu wissen, was ein glück­liches Leben ausmacht und treffen sich in warmen Sommer­nächten oft auf einem der großen Stadt­plätze und tanzen sorgenfrei vor sich her. Hier finden sich in perfekter Harmonie alle Alters­klassen und Tanzstile zusammen. Diese Gelas­senheit spiegelt sich auch oft in der Pünkt­lichkeit wider. Dem ein oder anderen Klischee­deut­schen“ würden sich wohl bei dem Gedanken, bis zu 1,5 Stunden bei Verab­re­dungen auf die Spanier warten zu müssen, die Haare sträuben. Passt man sich daran an und nimmt das Ganze nicht zu ernst (wie es die Spanier auch tun) kann man sich gut und gerne daran gewöhnen!

In solchen Situa­tionen wird dann doch schnell klar, wie in einem geogra­fisch doch so nahem Land, die Kultur und Lebens­stile wieder grund­legend anders sein können.

* Unser Partner­un­ter­nehmen ti commu­ni­cation ist weltweit tätig, die Prakti­kan­tinnen auch. Sie kommen aus verschie­denen Kulturen bzw. leben/lebten in verschie­denen Ländern. Typisch Spanisch“ wurde von Ina Steffen, die in Spanien lebte, 2021 geschrieben.